Suche

Sommer 2020: Musik verzaubert – Wissenschaft fesselt

… und beides verbindet alle Menschen auf der ganzen Welt!

Wenn man Maria Callas die Norma singen hört oder Julia Migenes die Carmen oder Anna Netrebko und Rolando Villazon Arien aus La Bohème oder andere klassische Musikstücke von tollen Musikern und Orchestern, versteht man was ich meine. Beethovens Mondscheinsonate, Appassionata oder Pathétique, gespielt von Jewgeni Kissin, oder Fantaisie-Impromptu von Chopin, oder Ungarische Rhapsodien von Liszt, oder die Klavierkonzerte von Rachmaninow oder Tschaikowsky, oder Die vier Jahreszeiten von Vivaldi:

Alle diese Werke können durch ihren Zauber die Menschen erreichen, Klänge, die durch die Luft schweben, berühren und verzaubern.

Klassische Musik verbindet, das beweisen immer wieder Orchester mit Musikern aus allen Ländern der Welt, wie auch und gerade Daniel Barenboim immer wieder zeigt. Wissenschaft macht das übrigens auch, Wissenschaft begeistert und verbindet weltweit. Die wissenschaftliche Sprache, wenn sie sauber und klangvoll geschrieben ist, begeistert. Wissenschaft ist Kultur der Zukunft, Ergebnisse aus dem Labor sind schöne und anregende, großartige Bilder für die Augen, wenn sie gut und passend ausgewertet und dargelegt werden – auch wenn ein Ergebnis mal nicht in den engstirnigen Fokus eines Laborleiters passt. Hier ist dann der Laborleiter fehl am Platze.

Wissenschaft ist inspirierend, attraktiv, belebend und ansprechend – ein Jungbrunnen – und für jedes Alter immer passend, Wissenschaft ist fast so gut wie Musik. Wissenschaft lebt, begeistert und bezaubert.

Ich hatte das große Glück, von einem sehr guten Pianisten Klavier spielen lernen zu dürfen, Thomas, denn mich hat der Klang des Klaviers (des Hammerklaviers) als Kind verzaubert. Auch heute noch gibt es für mich nichts Wunderbareres als diesen Klang.

Ein großartiger Pianist war Vladimir Horowitz, heutige Meister sind Daniil Trifonow, oder Denis Matsuev, oder Anderson and Roe, oder Bob Seeley mit seinem Bumble Boogie. Natürlich gibt es auch andere Instrumente, die ich, vorausgesetzt sie sind gut gespielt, mit sauberen klaren Klängen, unbeschreiblich finde, wie die Violine, gespielt von David Garrett, oder das Cello, gespielt von Sol Gabetta. Auch Orchesterklänge sind umwerfend, wie der Klang von Herbert von Karajan, oder Romeo und Julia dirigiert von Hannu Lintu mit seinem finnischen Orchester oder Riccardo Chailly mit seinem Orchester der Scala. Um hier nur ein paar wenige Ausnahmekünstler zu nennen, deren Musik ich liebe.

Während meines Studiums schob ich einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien ein. Dort hatte ich die Möglichkeit im Keller zu üben, denn ich hatte ein Klavier entdeckt. Abends, wenn das Gebäude sich geleert hatte, bat ich den Pförtner, mir den Raum aufzusperren, um dort zu üben. Der noch recht junge Pförtner fragte mich, ob ich die Mondscheinsonate kenne. Ich spielte ihm den ersten Satz, der der bekannteste ist, vor. Der junge Mann war völlig verzaubert und ging danach in bester Laune wieder an seine Arbeit. Doch bevor er ging, fragte ich ihn, woher er das Stück kenne. Er antwortete, dass er es aus einem beliebten Computerspiel kannte. Viele Komponisten und Spiele-Programmierer bedienen sich der klassischen Musik. Wetten, dass Sie vieles aus Filmen, Computerspielen, oder auch Rockkonzerten kennen, das brillante Komponisten erschaffen haben und dass die Melodien jetzt überall zu finden sind, weil sie einfach genial sind?

Immer, wenn ich neue Klavierstücke einübe, und das kommt leider nicht allzu oft vor, sehe ich Sternchen in Jörgs Augen. Jörg schwebt dann davon wie auf einer Wolke. Den gleichen Effekt der Begeisterung und des Zaubers erfährt Jörg, wenn er seine Wissenschaft im Labor umsetzt, Experimente plant, durchführt und auswertet – es ist eine Droge.

Alle Kollegen von uns und die leider wenigen Kolleginnen in Deutschland verstehen es nicht, wenn wir selbst im Labor Versuche durchführen. Wir waren die einzigen aus den leitenden Etagen, die jeden Tag selbst noch zusätzlich ins Labor gingen, um dort die Ergebnisse mit staunenden Augen zu sehen. Selbst viele Feiertage verbrachten wir in unserem Labor, aus Leidenschaft, und mit Musik natürlich. 

Wie wäre es, wenn wir in Zeiten der Pandemie, mit vorläufiger Schließung von Opern- und Konzerthäusern, einfach die Musik in Form von Aufnahmen aus früheren Konzerten in die Gärten holen, jeden Tag. Musik verzaubert jeden, Jung und Alt, und jede Nationalität. Die Waldbühne in Berlin bietet sich an, der Dutzendteich in Nürnberg, Odeonsplatz, Stachus oder Königsplatz in München, der Platz neben der Dresdner Oper, der Augustusplatz vor dem Gewandhaus, oder der Park neben dem Zoo Leipzig, der Schlossplatz in Stuttgart und die Wiese für Open Air Konzerte in Aachen, es gibt in jeder Stadt entsprechende Plätze, die es erlauben, Arien und Konzerte berühmter Künstler auf einer Leinwand zu zeigen. Wenn man vorbeiläuft, kann man kurz innehalten und sich ein Stück anhören, und sich verzaubern lassen. Dieser Zauber hält einen ganzen Tag. Was wäre ein Tag ohne zauberhafte Musik? Wenn man länger verweilen möchte, geht das mit dem Einhalten von Abstand.

Liebe Konzerthäuser, bitte öffnet Eure Archive für das breite Publikum, denn Musik ist Klang in den Ohren. Musik verzaubert und Musik verbindet.

Ich habe das große Glück, ausgezeichnete Musikerinnen und Musiker in meinem Bekanntenkreis und in meiner Familie erleben zu dürfen, die nicht oder weniger bekannt sind. Jedes Mal, wenn ich Euch musizieren höre, ist es einer der größten Glücksmomente überhaupt. Danke für diese wunderbaren Momente.

Diesmal war das ein sehr persönlicher Post. Bleiben Sie aufmerksam und gesund und geniessen Sie die Sommertage, am klügsten und am besten zuhause, wenn das möglich ist, denn das Virus zirkuliert noch immer.

Ihre Sabine

SAJO – für eine gesunde und bessere Zukunft!

Ein herzliches Dankeschön an alle Musikerinnen und Musiker, die jeden Tag verzaubern.

Ein großes Danke geht an alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unsere Koleginnen und Kollegen, die sich unermüdlich mit ihrer Arbeit für uns alle und unsere Zukunft einsetzen!