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Pandemien in Geschichte und Folk Music

Pandemien tendieren dazu, ihre Spuren zu hinterlassen, …

… nicht nur in der Geschichte, sondern auch und wohl zuallererst in der Popkultur.

Während der 1918/19 Influenza Pandemie – einem echten Killer des zwanzigsten Jahrhunderts (mit mehr als 50 Millionen grausamen Todesfällen) – gab es unter amerikanischen Kindern einen Reim:

“I had a little bird, its name was Enza.
I opened the window and in flew Enza.”

Die Grippe war allgegenwärtig.

Musik war – und ist es noch immer – ein Weg, mit Katastrophen umzugehen. Es gibt eine Reihe von Beispielen populärer Musik, die Infektionskrankheiten zum Thema macht. Hier folgt eine unvollständige und eher persönliche Liste:

“There’s a man going around taking names”

Der Song hat mich vom ersten Moment fasziniert. Mein Vater hatte ihn mir auf der guten alten Stereoanlage vorgespielt. Die Aufnahme war von Huddie Ledbetter, einem amerikanischen Folk Musiker, besser bekannt als Lead Belly. Sie entstand in den Dreißiger-Jahren, der Ursprung des Liedes ist mir leider nicht bekannt. Es hat alle Charakteristika eines Spirituals. Was mich bis heute packt, ist die Tatsache, dass es vom Tod aller Familienmitglieder handelt, Mutter, Vater, Schwester, Bruder. Genau das geschah während der Influenza-Pandemie von 1918. Da ging ein Mann umher und nahm sich Namen. Eine Aufnahme ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=oOMAjnNZYLc

Etwa 70 Jahre später hat Johnny Cash eine Coverversion veröffentlich, mit einigen selbstgeschriebenen Zeilen (https://www.youtube.com/watch?v=k9IfHDi-2EA), es ist im Film „Dawn of the Dead“ zu hören, einem weiteren Beispiel pandemischer Popkultur. “The hairs on your arm will stand up”.

Es gibt noch mehr pandemische Viren, die ihren Weg in die Popkultur gefunden haben. Nehmen wir das Dengue Virus. Seit Jahrhunderten sucht dieses Virus Südostasien heim. Millionen Menschen werden infiziert, doch es ist erst die Re-Infektion, die das Virus zu einer Bedrohung macht. Die erste Infektion verläuft relativ harmlos. Eine zweite Infektion ist lebensbedrohlich, mit äußerst schmerzhaftem hämorrhagischem Fieber. Dazu gibt es ein wunderbares, erhellendes Stück von Jimmie Vaughan: https://www.youtube.com/watch?v=YhwQUgqnPPg “You got your fever and your rash all over me!” ist ein erster Hinweis auf die Krankheit, gefolgt von der zweiten Infektion („bones are aching”). Nun, das war ein R0 von 1 und ja, es ist ein link zu einem Film, der ebenfalls von einer hochansteckenden Krankheit handelt. Ausschlag überall!

Ein weiterer Beitrag ist „Fever“. Was für eine schöne Beschreibung der „kissing disease“, die von einem Virus aus der Familie der Herpesviren übertragen wird. Ray Charles ist hier der Interpret, gemeinsam mit Natalie Cole:

https://www.youtube.com/watch?v=4KUBjWTM25c

Herpesviren sind ubiquitär, sie sind überall zu finden. Auch Sie haben welche, akzeptieren Sie es: “Chicks were born to give you fever.” Es ist wahr, Sie hat es in jungen Jahren als Kinder infiziert, und Sie haben es an Ihre Liebsten weitergegeben.

Der letzte Eintrag für heute ist “Ghost Riders in the Sky”: https://www.youtube.com/watch?v=vOVWx3iWrAI

Alle Anzeichen sind vorhanden, man muss nur zuhören: “Their faces gaunt, their eyes were blurred, their shirts all soaked with sweat.”

Es ist eigentümlich, dass all diese Songs, die von Pandemien handeln, aus der amerikanischen Folk Music stammen. Heute wütet erneut eine Pandemie durch die USA. Die Vereinigten Staaten haben die besten Virologen der Welt, doch keiner hört auf sie! Das verstehe ich nicht, das macht mich fassungslos.

Auch verstehe ich nicht, dass viele Deutsche Urlaub in Risikogebieten machen, oder große Partys ohne Schutzmaßnahmen feiern. Das ist kein Zeichen von Schwarmintelligenz, sondern von Schwarmdummheit.

Dennoch: Es ist nie zu spät, um dazuzulernen.

Denken Sie daran:

 There’s a man going around taking names 
 There’s a man going around taking names 
 He’s taken a million names and he left
our hearts in vain
 There’s a man going around taking names 

Jörg

SAJO – for a healthy and better future!

Das Hintergrund-Foto ist eine Reminiszenz an meinen verstorbenen Vater, danke Papa!