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„Affenpocken“ – eine weitere Zoonose – Wissenswertes

5. August 2022: Wir unterbrechen kurz unsere aktuelle Serie zu den Lektionen aus der COVID-19 Pandemie.

Der SAJO Blog bietet seit Februar 2020 einen Leitfaden mit aktuellen Informationen zu aktuellen Pandemien und Infektionskrankheiten.

Hinweis: Sie können den Text vergrößern oder verkleinern durch STRG+ oder STRG-

Liebe Leserinnen und Leser,

In letzter Zeit wurden wir des Öfteren zu den „Affenpocken“ gefragt, die neuerdings auch in den USA und Europa grassieren. Deshalb hier ein kleiner Exkurs in dieses Gebiet.

Zunächst muss man sagen, dass der Name irreführend ist. Es handelt sich bei dem Virus nicht um ein vom Affen stammendes Virus. Der Name hat historische Gründe: Der erste Krankheitsfall bei einem Menschen wurde beobachtet bei einem Mann, der mit Affen in Berührung kam, die aus Afrika in die USA importiert wurden. Diese Affen hatten sich bei Nagetieren angesteckt. Dieser letzte Punkt ist wichtig, er wird uns noch beschäftigen. Kurzum, das Virus hat schlicht einen falschen Namen erhalten. Dieser wird in absehbarer Zeit geändert werden.

Die Krankheit selbst ist zwar in den wenigsten Fällen tödlich, doch sie kann äußerst schmerzhaft sein und entstellend wirken.

Das Virus infiziert jeden Menschen, mit dem es in Berührung kommt, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Es handelt sich NICHT um eine Geschlechtskrankheit.

Das Virus wird durch engen körperlichen Kontakt oder aber auch über kontaminierte Gegenstände oder Wäsche wie z.B. Bettlaken und Handtücher, auch Kleidungsstücke übertragen. Auch das Ausschütteln von kontaminierten Kleidungsstücken, Decken, Bettlaken usw. ist ein Übertragungsweg.

Hauptsächliche super-spreading events waren bisher vor allem Partys und Events, bei denen Menschen in engen körperlichen Kontakt miteinander kamen. Darunter fallen natürlich auch Orgien und andere Sex-orientierte Veranstaltungen.

Das Virus verbreitet sich im Stillen. Leider hat es tatsächlich die Fähigkeit, zu einer Pandemie zu werden. Nicht so explosiv wie COVID-19, das über Aerosole verbreitet wird. Aber es gibt andere Pandemie-Beispiele mit Pathogenen, die sich nur langsam verbreiten, wie z.B. HIV. Jeder weiß, wie er/sie sich vor HIV schützen kann, trotzdem gibt es auch in Europa täglich Neuinfektionen mit HIV. Die COVID-19 Pandemie hat uns eines gelehrt (siehe auch unsere Mini-Serie unter https://www.sajo-innovation.de/blog/de/lektionen-aus-der-covid-19-pandemie-teil-1/), nämlich, dass das Wissen um den Übertragungsweg keinerlei Auswirkungen auf individuelles Verhalten hat. Kondome schützen vor der Übertragung (nicht nur) von HIV, Masken schützen vor einer Infektion (nicht nur) mit SARS-CoV-2. Werden diese Informationen verwendet, um sich (und andere) zu schützen? Nein, nicht wirklich. Daher sehen wir auch die „Affenpocken“ als potentielle Gesundheitsgefahr.

Diese Elektronenmikroskopie Aufnahme zeigt Affenpockenviren, aus einer Patientenprobe, durch eine Ansteckung 2003 über einen Ausbruch bei Präriehunden. Es ist ein Dünnschnitt aus einer Hautprobe. Links sind reife Virionen gezeigt, rechts unreife.
Quelle: CDC/CYNTHIA S. GOLDSMITH/SCIENCE SOURCE

Jede Infektion gibt dem Virus die Möglichkeit, sich zu verändern. Und bei diesem „neuen“ Virus kommt noch eine Komponente dazu: Dass das Virus ursprünglich aus Nagetieren stammt, macht uns Sorgen. Denn das bedeutet, dass das Virus sich auch außerhalb Afrikas IN NAGETIEREN verbreiten kann.

Je mehr Menschen also damit infiziert werden, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus ein Nagetier erreicht, das als Wirt dienen kann. Dann wäre dieses Virus in Europa nicht mehr auszurotten. Deshalb ist es wichtig, die Ausbrüche schnellstmöglich unter Kontrolle zu bringen.

In den USA hat man die Gefahr erkannt, mehrere Städte (u.a. San Francisco und New York) haben mittlerweile den Gesundheitsnotstand ausgerufen, um auf den Ernst der Lage hinzuweisen und Gelder für die Bekämpfung bereitzustellen.

Für Afrika kommt dies (wieder einmal) zu spät. Wir verstehen den Ärger und die Frustration unserer afrikanischen Kolleg*innen über die WHO. Die WHO hat das Virus erst dann zur globalen Gefahr erklärt, als die Infektionszahlen in den USA und Europa anstiegen. Wieder einmal hat die „Weltgemeinschaft“ zu spät oder gar nicht reagiert. Das Schema kommt uns bekannt vor. Beim Klimawandel, vor dem seit den 1970er Jahren gewarnt wird, ist es das Gleiche.

Wie kann man sich selbst und andere schützen?

  1. Infizierte Personen sollten zuhause bleiben, mindestens, bis der Ausschlag abgeheilt ist. Die Pusteln enthalten große Mengen an Virus und sind damit hoch infektiös, dazu gehören auch abgefallene Krusten.
  2. In einem Haushalt mit infizierten Personen ist erhöhte Körperhygiene angeraten. Seife inaktiviert auch dieses Virus. Gebrauchte Handtücher, Bettwäsche etc. müssen in die Kochwäsche bei 95 °C oder chemisch desinfiziert werden.
  3. Punkt 1 und 2 sind auch wichtig in allen öffentlichen Einrichtungen, öffentlichen Verkehrsmitteln, Hotels, Restaurants, Krankenhäusern, Schulen, Kitas, Sporteinrichtungen, Friseuren, Clubs. Orten, an denen generell viele Menschen verkehren. Dies wäre auch ganz generell eine Hilfe, um jede Art von Infektionskrankheit zu bremsen.
  4. Es versteht sich von selbst, dass saubere und gebrauchte Wäsche getrennt aufbewahrt oder transportiert werden. Wir denken hier auch an Koffer und Rucksäcke bei Reisenden.
  5. Vermeiden Sie Lokalitäten, in denen viele Menschen auf engstem Raum gewollt oder ungewollt miteinander in Berührung kommen.
  6. Verhalten Sie sich entsprechend: Passen Sie Begrüßungsrituale in Zeiten von Seuchen an. Dazu gehört, Umarmungen zwischen Freund*innen und Bekannten zu vermeiden. Dies weiten wir noch aus auf die Bussi-Bussi-Gesellschaft. Wie gesagt, das Virus verbreitet sich v.a. über Hautkontakt.
  7. Derzeit raten wir davon ab, einen Lebensstil mit wechselnden Geschlechtspartnern zu pflegen. Die Übertragung über Hautkontakt geschieht viel leichter als bei einer klassischen Geschlechtskrankheit wie HIV/AIDS.

Momentan kann noch die klassische Pockenimpfung vor der Krankheit schützen. Menschen, die bis in die 1970er Jahre geboren wurden, haben die entsprechende Impfnarbe im Oberarm.

Die neuen Impfstoffe helfen zwar, jedoch sind sie äußerst knapp. Aufgrund des Impfstoffmangels empfehlen wir, all den Gegenden und Communities ein Impfangebot zu machen, in denen das Virus momentan grassiert. Umgekehrt kann auch jede/r selbst erkennen, ob das Virus im Umfeld auftritt, und dann das Gespräch mit dem Arzt/ der Ärztin und dem Gesundheitsamt suchen. In beiden Fällen halten wir eine Offenheit der Einrichtungen für diese Situation für eine Grundvoraussetzung.

So könnte die Verbreitung auch mit wenig Impfstoff, aber größter Effizienz noch eingedämmt werden.

Bleiben Sie aufmerksam, aktiv und informiert!

Übrigens: Unser heutiger Hintergrund zeigt die wunderbaren Blüten (dieses Jahr sind es fünf!) eines Kaktus‘, den Jörg von seinem Vater geerbt hat. Wir nennen diesen Katus, der sich mittlerweile durch viele Ableger vermehrt hat, liebevoll den „Papa-Kaktus“ – eine wundervolle Erinnerung an einen wunderbaren und geschätzten Menschen, der sich, wie Jörg, sehr für Biologie interessierte.

Ihr Jörg Baumann und Sabine Breun

Das Team Dr. Sabine Breun und Dr. Jörg Baumann, beide Naturwissenschaftler, Virologen, Immunologen und Gründer von SAJO. Beide sind spezialisiert auf Infektionskrankheiten. Dr. Baumann arbeitet seit den 90er Jahren auf Zoonosen, wie Pathogene die Artenbarriere überwinden, Dr. Breun arbeitet seit 2000 an der Interaktion von Viren mit dem Immunsystem. SAJO ermöglicht neue antivirale Wirkstoffe zur Vermeidung von Infektionen (Prophylaxe) und zur Therapie – Wirkstoffe einer neuen Generation im Kampf gegen Pandemien. Beide haben während ihrer wissenschaftlichen Laufbahn, ihrer wissenschaftlichen Karrieren, fünf Jahre am National Cancer Institute auf kompetitiven US-Stipendien in einem US-Eliteprogramm geforscht.

SAJO – für eine gesunde und bessere Zukunft!

SAJO berät rund um Infektionskrankheiten. Wir wenden unser Wissen an, das wir aus der Infektionsforschung über mehr als 20 Jahre international erarbeitet haben. Wir tun, was wir können, um diese Pandemie zu bekämpfen.

Blog post No. 227. Unser Blog erfährt eine breite Akzeptanz, was uns sehr erfreut, wir teilen gerne unser Wissen. Bitte empfehlen Sie unseren Blog weiter – ein informatives Werkzeug im Kampf gegen Pandemien. Wir würden uns auch freuen, wenn unsere Kolleg*innen aus der Medizin und der Politik die von uns übernommenen Informationen auch als solche kenntlich machen würden.

(Hinweis: Wir sind keine Mitglieder politischer Parteien oder Religionsgemeinschaften oder von Vereinen. Unabhängigkeit, Souveränität und Freiheit sind für uns ein wichtiges Gut. Wir beraten auf unserem Blog rein wissenschaftlich, ohne eigene Interessen und ohne Interessenskonflikt, also uneigennützig. Wir werden dafür nicht bezahlt.)

SAJO’s Hochtechnologie (das Herz von SAJO) ermöglicht uns, antivirale und antibakterielle Wirkstoffe der nächsten Generation zügig zu finden, zu isolieren und zum Medikament zu entwickeln, vorbeugend oder zur Therapie. Das sind SAJO’s Alleinstellungsmerkmale und Stärken.

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