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COVID-19 nimmt an Fahrt auf: Treffer! Versenkt?

SARS-CoV-2 Update

Weltweit haben wir heute laut der Johns Hopkins University bereits über 12 Millionen bestätigte SARS-CoV-2 Infektionen. Über 500.000 Menschen sind an COVID-19 verstorben. Die Dunkelziffer liegt weit höher, da viele Menschen, die „mit“ COVID-19 gestorben sind, in der Statistik nicht erfasst sind. In Ländern, deren Regierungen keine konsequenten Gegenmaßnahmen getroffen haben, explodieren die Infektionszahlen momentan.

Hier können Sie die aktuellen Infektionszahlen einsehen: https://coronavirus.jhu.edu/map.html

Welche Auswirkungen wird SARS-CoV-2 auf die Bevölkerung haben, und welche Nachbeben könnten in Form von Langzeitschäden kommen? Wie viele Menschen wird es betreffen, und vor allem: Wie viele junge Leute?

Wir sehen einige Parallelen zum Verlauf der Spanischen Grippe 1918. Wir sprechen hier von zwei unterschiedlichen Viren, Influenza und SARS-CoV-2 (einem Coronavirus), die jeweils auf eine immunologisch naive Bevölkerung trafen. Das bedeutet, dass das Virus auf Immunsysteme der Menschen getroffen ist, die dieses Virus noch nie gesehen hatten.

Die Folgen waren vergleichbar: Viele Menschen starben aufgrund heftigster Reaktionen des Immunsystems. Bei der spanischen Grippe sind Menschen innerhalb von ein bis zwei Tagen an Blut und Flüssigkeit in den Lungen, sowie dem zerstörten Lungengewebe erstickt. Auch bei schweren Verläufen mit SARS-CoV-2 gibt es heftigste Immunreaktionen.

Wir fragen uns, ob milde Verläufe darauf zurückzuführen sind, dass bei manchen Menschen ein gewisser Schutz durch die vier milden bereits in der Bevölkerung kursierenden Coronaviren ausgelöst wird, d.h. eine sog. Kreuzreaktion von Antikörpern vorliegt.

Wir wissen, dass Coronaviren unterschiedlich auf individuelle Immunsysteme wirken. Das macht einen Schutz durch eine Impfung schwierig. Wünschenswert bei einer Impfung ist die T-Zell-Antwort. T-Zellen sind Effektorzellen des Immunsystems. Wenn diese Antwort gering ausfällt, dann kann ein Impfstoff nicht so effektiv sein, wie wir es uns wünschen.

Eine weitere Immunantwort ist die Antikörper-vermittelte Antwort durch B-Zellen des Immunsystems. Diese Antwort ist ebenfalls wünschenswert. Bis allerdings Antikörper gebildet werden, braucht der Körper bis zu 3 Wochen. Diese Antwort des Immunsystems ist sehr langsam, und bietet deshalb einen zeitverschobenen Schutz. Sollten bereits Antikörper im Immunsystem vorliegen, die kreuzreagieren können, wäre der Verlauf der Krankheit milder.

Folgende Symptome wurden bei schwereren Verläufen beschrieben: SARS-CoV-2 kann die Blutgerinnung verändern. Das bedeutet, dass es zu „Verstopfungen“ der Gefäße kommt. Dies würde zu Infarkten von Gewebe führen (Infarkt im Herz, in den Nieren, Lungenembolie, Thrombosen, Schlaganfall). Den Rezeptor für SARS-CoV-2 findet man auf verschiedenen Organen, die damit potentiell infiziert werden können. Das Nervensystem kann ebenfalls infiziert werden, und die Blut-Hirn-Schranke kann auch überwunden werden.

All diese Beobachtungen haben das Potential, Langzeitschäden im Organismus anzurichten.

Einige Jahre nach der Spanischen Grippe wurde eine Welle an Sterbefällen dokumentiert. Dies deutet auf Langzeitfolgen durch die Spanische Grippe hin, die heftigste Wirkungen auf das Immunsystem hatte.

Wir fragen uns, wie die Auswirkungen bei Infizierten mit COVID-19, die einen milden Krankheitsverlauf hatten, aussehen wird. Dies eröffnet Fragen auf den Arbeitsmarkt, das Gesundheitssystem, und das Sozial- und Rentensystem.

Wir werben dafür, dass es durchaus lohnenswert ist, sein eigenes Risiko für eine Infektion so gering wie möglich zu halten. Wir werben dafür, dass diese Chance jedem Individuum eingeräumt wird. Wir halten es für verwerflich, wenn Politiker und Ökonomen der Bevölkerung ein Grundrisiko bewusst aufzwingen.

In Deutschland stehen wir heute auf Platz 17 der Liste der Johns Hopkins University mit 3000 bis 5000 gemeldeten Neuinfektionen pro Woche. Das bedeutet pro Monat zwischen 12.000 und 20.000 Neuinfektionen allein in Deutschland. Diese Zahl ist noch stabil.

Dies würde in einer Hochrechnung bedeuten, dass wir bis Dezember 2020 zwischen 70.000 und 120.000 weitere Infektionen haben werden. Derzeit haben wir 198.700 gemeldete Fälle.

Das bedeutet, dass die Pandemie in Deutschland im Jahr 2020 ungefähr 270.000 bis 320.000 Fälle einfordern wird, vorausgesetzt eine zweite Infektionswelle bleibt aus. Dies wären dann geschätzte 0,4 % bestätigte Infektionen in der Bevölkerung in Deutschland.

An Orten, die Lockerungen einführen, schlägt das Virus in seiner Perfidität sofort wieder zu. Das konnte bereits in mehreren Fällen beobachtet werden. Das Virus ist nicht verschwunden, es wartet auf die Chance, sich erneut verbreiten zu können.

Immer mehr Politiker wünschen weitere Lockerungen der Maßnahmen. Nachlässigkeiten im Verhalten beobachten wir bei Personen ebenfalls vermehrt. Wir haben Anfang Juli, eine Jahreszeit, die sommerlich warm ist, in der sich viele Menschen im Freien aufhalten – zum Nachteil der Übertragungswege des Virus. Doch es ist nicht verschwunden und der nächste Herbst wird kommen.

Hier liegt eine weitere Parallele zur Spanischen Grippe von 1918. Städte, die zu spät Maßnahmen ergriffen oder zu früh wieder gelockert hatten, wurden wesentlich härter getroffen als solche, die früh und konsequent auf Verbote von Massenveranstaltungen, Schulschließungen, sowie auf Distanzregelungen und Maskenpflicht setzten. Auch heute noch sind das die einzigen Möglichkeiten, eine Verbreitung des Virus zu bremsen und ein Wiederaufflammen von Infektionsherden zu verhindern.

Warum ist Deutschland im internationalen Vergleich bis jetzt so gut davongekommen? Wir hatten die Vorwarnung aus Österreich und Italien, die es vorher getroffen hatte. Wir hatten eine Menge Glück. Die Menschen in Deutschland haben Vertrauen in unsere Regierung. Mit unserer Bundekanzlerin haben wir eine sehr intelligente Führungspersönlichkeit, die Menschen sinnvoll und positiv als Vorbild beeinflusst. Die Kommunikation zwischen uns Virologen, der Bundesregierung und der Bevölkerung war so gut, dass die meisten Menschen die Problematik verstanden haben, und sich entsprechend sinnvoll verhalten haben.

Cartoon: Oliver Hoogvliet

Wir alle machen mit, um einer Übertragung keine Chance zu geben. Das ist das einzig effektive und sinnvolle, die Pandemie zu stoppen und den Schaden überall so gering wie möglich zu halten, auch die Langzeitschäden, die wir bis jetzt nicht abschätzen können.

Halten Sie durch! Für sich und für Ihre Liebsten. Es wird sich lohnen, auf die Gesundheit zu achten, und diesem perfiden Virus die Stirn zu bieten. Es ist ein Kampf – oftmals gegen sich selbst und seine Gewohnheiten und Erwartungen. Dieses Virus lässt uns dankbar und demütig werden, wenn wir alle gesund bleiben.

Dieses Virus lehrt uns Geduld, durchzuhalten, bis wir einen effektiven Impfstoff oder ein neues Medikament haben.

Diese Pandemie führt dazu, dass die Karten für eine Neuordnung der Wirtschaftsmächte neu gemischt werden – eine echte Chance für Deutschland und für Europa, international aufzuholen und sich zu positionieren.

Bleiben Sie engagiert und halten Sie durch!

Ihre Sabine und Jörg

SAJO – für eine gesunde und bessere Zukunft!

Ein herzliches Dankeschön an Oliver Hoogvliet für die großartige Zeichnung. ollihoo (https://hoogvliet.de)