Steigende Infektionszahlen, keine Vorbereitungen und Deutschland will alles öffnen…..was stimmt hier nicht?
2. März 2021
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Wir zählen die Punkte auf, die hier nicht passen.
Zuerst werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der Pandemie:
Weltweit haben wir fast 115 Millionen nachgewiesene Infektionen, mit 2,6 Millionen COVID-19 Toten. Obwohl in Deutschland auf Anraten des RKI heute weniger getestet wird als im Dezember, steigen die Infektionszahlen. Wir zählen 2,5 Millionen Infektionen und mehr als 70 000 Tote. (Quelle: Johns Hopkins University, 2.3.2021).
Orte der Übertragungen sind bekannt: Die Behauptung, dass wir nicht wüssten, welche Orte und Situationen Infektionen zulassen und welche nicht, ist falsch. Seit letztem Jahr wissen wir, dass Infektionen dort passieren, wo Menschen sich begegnen ohne Schutzmaßnahmen einzuhalten. Das ist örtlich unabhängig, geschieht aber vor allem in geschlossenen Räumen. Das Risiko einer Infektion wird durch das Einhalten von 2 m Abstand und dem korrekten Tragen einer FFP2 Maske weitgehend reduziert. Außerdem ist das Risiko einer Infektion geringer, je weniger Infektionen in der Bevölkerung kursieren. Von diesen Orten sind Schulen NICHT ausgenommen. Als Beispiel können die für zwei Wochen geöffneten Schulen in Sachsen dienen. Dies geschah bei einer hohen Inzidenzrate. Auch wurden die Schutzmaßnahmen nicht angewandt. Die Beteiligten haben offensichtlich NICHT verstanden, worum es geht.
Zu den Impfungen: Es ist ein Skandal, dass zu wenig Impfstoff vorhanden ist, und dennoch viele Impfstoffe nicht verbraucht werden. Lassen Sie doch bitte die Menschen impfen, die sich impfen lassen wollen. Die Impfungen MÜSSEN zeitlich beschleunigt werden so gut es geht. Das Immunsystem benötig mehrere Wochen, um nach einer Impfung einen Schutz zu gewährleisten. Mit der Zeit baut sich diese Schutzfunktion aber auch wieder ab. Bei hohen Infektionszahlen ist die Chance für neue Mutanten groß. Diese Meinung teilen auch führende Kolleginnen und Kollegen in den USA, erst gestern hat sich Tony Fauci dazu erneut zu Wort gemeldet.
Das Entstehen neuer Virusmutanten: Je mehr Infektionen in der Bevölkerung kursieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten neuer Varianten. Das Virus unterliegt einem Selektionsdruck durch die Maßnahmen und auch durch die bislang sehr geringe Impfquote. Dann ist es eine Frage der Zeit, wann eine „deutsche“ Mutante sich durchsetzen wird. Unsere Infektionszahlen sind viel zu hoch und forcieren diese Entwicklung. Ein Beispiel aus den USA, ein Land, in dem das Virus sehr stark verbreitet ist: Gestern gab die Washington Post bekannt, dass sich im Bundesstaat New York eine neue Variante sehr schnell verbreitet. Das kann überall dort passieren, wo viele Infektionsereignisse stattfinden.
Schnelltests und Selbsttests erfassen hochansteckende Personen bereits zuhause. Sie ermöglichen Klarheit morgens schon vor dem Zähneputzen. Ein negativer Schnelltest heißt NICHT, dass die Person virusfrei ist, aber positive Tests zeigen eine hochinfektiöse Situation. Dies führt zu SOFORTIGER Quarantäne des GESAMTEN Haushaltes. Kinder in Österreich schaffen das, und dem erwachsenen Deutschen traut unsere Regierung das nicht zu. Was sagt uns das?
Wer will unvorbereitete Öffnungen haben? Diejenigen, die sich wie vor der Pandemie verhalten wollen. Let’s party, Oster- und Sommerurlaub, Restaurantbesuche in Zeiten einer Pandemie. Menschen, die weiter ein sinnfreies Leben führen wollen – mit Hilfe unserer Regierung. Nach einem Jahr sollte es auch der/die Letzte verstanden haben. Es gibt KEIN zurück zum „alten“ Lebensstil. Jede/r Uneinsichtige, der die Maßnahmen unterwandert, führt zu steigenden Infektionszahlen und unterwandert damit die eigenen Wünsche auf Lockerungen. Unsere bereits mehrfach präsentierte Strategie wird Sie dahin zurückführen, aber erst langfristig. Und so viel Durchhaltevermögen und Disziplin muss jetzt aufgebracht werden.
Wir empfehlen eindringlich noch einmal, wenn Sie Öffnungen ermöglich wollen, dann schrittweise: Die Menschen müssen sich anders verhalten, und lernen sich an Schutzkonzepte zu halten, die Infektionen vorbeugen. Das sehen wir bislang NOCH NICHT. Wir sehen, dass FFP2 Masken falsch angewandt werden. Sie sitzen meist viel zu locker. Wir sehen Erzieher*innen ohne Mund-Nasenschutz unter einer Gruppe Kinder sitzen, so als wäre nichts geschehen.
Nun wurde bekannt, dass die Gesundheitsminister einiger Bundesländer auf eine Lockerung in Alten- und Pflegeheimen dringen. Ihre Begründung ist die hohe Impfquote. Hier verweisen wir nochmals auf unsere Hinweise zum Aufbau und zur Dauer des Impfschutzes. Altenheime waren auch vor COVID-19 schon ein Hygiene-Desaster. Jedes Jahr gab es zahlreiche Fälle von Norovirus-Ausbrüchen, an denen viele Heimbewohner*innen gestorben sind. Warum sollen in solchen Einrichtungen die Hygiene-Maßnahmen wieder verringert werden? Wir halten das für verantwortungslos.
Vorbereitungen zu einer schrittweisen Öffnung müssen eingeführt, kommuniziert und beworben werden. Wo sind die bundesweiten Kampagnen mit dem Aufruf zu Impfungen, Schnelltests, und dem Hinweis, dass auch dann noch Schutzmaßnahmen eingehalten werden müssen?
Bis das alles implementiert ist, sind Lockerungen und Öffnungen NICHT MÖGLICH.
Mit 16 Ministerpräsident*innen und 16 Wegen aus der Pandemie herrscht Druck im Kessel. Cartoon Oliver Hoogvliet
Was passiert, wenn ein paar unter Druck geratene Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten trotz aller Warnungen die Maßnahmen lockern, ohne die Bevölkerung darauf vorbereitet zu haben? Um es zu wiederholen: Diese Vorbereitungen beinhalten regelmäßige Tests, die Fortführung einer massiven Impfkampagne und die Aufklärung darüber, dass bis auf weiteres Abstandsregeln und FFP2-Masken notwendig bleiben.
Wir können nur vorbeugen, und Infektionen verhindern. Mehr können wir derzeit nicht tun.
Doch alle Mittel, die wir haben, sollten wir forciert einsetzen und richtig anwenden, um Infektionszahlen zu drücken.
Hilfe für bedrohte Existenzen: Für die, die existentiell bedroht sind, muss die Auszahlung der Hilfen beschleunig werden. Jetzt die Geschäfte öffnen, um sie dann wieder schließen zu müssen, und diese dann in den Konkurs zu schicken, halten wir nicht nur ökonomisch, sondern auch moralisch für verantwortungslos.
Gerechte Verteilung der staatlichen Hilfen: Warum werden nur große Unternehmen unterstützt? Daimler Benz machte letztes Jahr vier Milliarden Euro Gewinn. Dies geschah durch Steuermittel (staatliche Hilfen und die staatlich finanzierte Kurzarbeit), während tausende von Kleinunternehmen vor dem Bankrott stehen. Die von Daimler ausgeschüttete Dividende kam direkt vom Steuerzahler. Ist das ein gutes Signal unserer Regierung? So treibt man Leute dazu, die politischen Ränder zu wählen.
Reisen und Urlaube: Beides halten wir nach wie vor für bedenklich. Dies kann gutgehen, wenn alle täglich getestet werden, und bei einem positiven Test die Quarantäne konsequent eingehalten wird. Urlauber müssen sich bewusst sein, dass aufgrund Ihres Freizeitvergnügens andere Menschen erkranken und sterben können.
COVID-19 ist nicht nur eine Lungenkrankheit, sondern auch eine Erkrankung des Nervensystems, einschließlich des Gehirns. Es ist eine Erkrankung des Immunsystems, der Gefäße mit möglichen inneren Blutungen, Embolien oder Schlaganfällen. Es ist eine Erkrankung der inneren Organe, mit Schwerpunkt Lunge, aber auch Herz, Darm und Leber sind betroffen. All dies hat entsprechende Langzeitschäden zur Folge, dazu gehören Diabetes und Autoimmunerkrankungen. In vielen Fällen führt dies zu Berufsunfähigkeit. Prüfen Sie Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung, ob COVID-19 als Ursache aufgeführt ist. Sollten Sie Ihre Versicherung vor dem Jahr 2020 abgeschlossen haben, wird das nicht der Fall sein.
Für die kommende Ministerpräsident*innen- Konferenz mit dem Kanzleramt wünschen wir uns eine verantwortungsvolle Diskussion, die unabhängig von der aktuellen Situation eines Wahljahres geschieht. Jetzt auf der Bremse zu bleiben wird sich langfristig auszahlen, denn alles andere endet in dem bereits erfahrenen Jo-Jo-Effekt. Die Entscheidungen müssen zum Wohle der Bundesrepublik geschehen, nicht zum Wohle einer Ministerpräsidentin oder eines Ministerpräsidenten. Entscheidungen nur aufgrund der Summe möglicher Wählerstimmen zu fällen, hat eine Bezeichnung: POPULISMUS.
Der Wettlauf mit der Zeit hat bereits begonnen!
Wir verweisen auf unsere zwei Blog-Beiträge zur Strategie 2021.
https://www.sajo-innovation.de/blog/de/call-to-action-asap/ https://www.sajo-innovation.de/blog/de/strategie-2021-gegen-sars-cov-2/
Ihre Sabine Breun und Jörg Baumann
SAJO berät rund um Infektionskrankheiten. Wir wenden unser Wissen an, das wir aus der Infektionsforschung über mehr als 20 Jahre international erarbeitet haben. Wir tun, was wir können, um diese Pandemie zu bekämpfen.
SAJO – für eine gesündere Welt und bessere Zukunft!
AUFRUF: Wir alle benötigen DRINGEND neue antivirale Wirkstoffe, um SARS-CoV-2 mit kommende Mutanten behandeln zu können. SAJO bietet DIE Schlüsseltechnologie an, um das zügig zu ermöglichen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, zu investieren, dann machen Sie das bitte, damit wir Antivirals entwickeln können.
Ein herzliches Dankeschön an Oliver Hoogvliet für die großartige Zeichnung ollihoo (https://hoogvliet.de).
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