Ein Kommentar zum Artikel „Nicht predigen sollt Ihr, sondern forschen!“
von Thea Dorn, DIE ZEIT Nr. 24 vom 04. Juni 2020
DIE ZEIT veröffentlichte am 4. Juni 2020 einen Gastbeitrag von Thea Dorn in der Rubrik „Streit“, in dem die Schriftstellerin sich zu den Beiträgen der deutschen Virologen während der Pandemie äußert. Frau Dorn stört sich daran, daß die deutsche Politik ihre Entscheidungen auf wissenschaftlichen Beobachtungen gründet. Sie rückt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Nähe des Klerus:
https://www.zeit.de/2020/24/epidemiologie-wissenschaft-zweifel-glaube
Dem haben wir in einem Kommentar widersprochen, der in der Printausgabe der ZEIT in der Rubrik Leserbriefe veröffentlicht wurde. Vielen Dank an die Redaktion!
Hier ist der Wortlaut unseres kurzen Leserbriefes:
Leider handelt es sich hier um eine Themaverfehlung. Dafür gäbe es eigentlich eine Sechs, aber der Text ist gut aufgebaut und die Provokation sitzt perfekt. Daher können wir eine Vier minus geben. Um eine Zwei zu erhalten, müsste man lediglich den Titel ändern: „Ihr sollt forschen, aber bitte belästigt uns nicht mit den Ergebnissen!“ Für eine Eins fehlt das Verständnis der Naturwissenschaften.
Jörg Baumann und Sabine Breun, per E-Mail
Wenn solchen Äußerungen nicht widersprochen wird, dann wird in der Gesellschaft der Dogmatismus der Kirche mit der Wissenschaft gleichgestellt. Was das bedeutet, kann man in vielen amerikanischen Schulen sehen, an denen die biblische Schöpfungsgeschichte als „Theorie“ mit der Evolutionstheorie gleichgesetzt wird.
Wenn Politik nicht auf wissenschaftlich fundierte Ergebnisse und Beobachtungen hört, dann hat dies dramatische Folgen, wie man ebenfalls in den USA erkennen kann: Die Politik hat den Ratschlag der Wissenschaft in den Wind geschossen und damit die Coronavirus-Epidemie bis heute nicht in den Griff bekommen. Das ist tragisch, denn die besten Experten auf diesem Gebiet leben und forschen in den USA.
In Deutschland wurden, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, ein paar wenige Verhaltensregeln vorgeschlagen. Die Regeln sind für jeden Einzelnen leicht nachvollziehbar. Dazu gehören eine gewisse räumliche Distanz, eine Begrüßung ohne Körperkontakt, regelmäßige Körperhygiene, sowie das Vermeiden größerer Menschenmengen.
Diese Maßnahmen haben zu einem starken Rückgang der Neuinfektionszahlen mit SARS-CoV-2 geführt. Das war ein Erfolg wissenschaftsbasierter Politik.
Bleiben Sie aufmerksam und kritisch,
Sabine und Jörg