News aus der Wissenschaft – und weitere interessante Themen
26. Mai 2021
Der SAJO Blog bietet seit Februar 2020 einen Leitfaden mit aktuellen Informationen und Empfehlungen zur SARS-CoV-2 Pandemie.
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir neben unserer Wissenschaft und der Liebe zu Musik und Literatur, die Natur bewundern, beobachten und lieben. Dazu gehört unser Garten, wir erholen uns im Garten, je nachdem, wie es unsere Zeit erlaubt.
Im Blumenmonat Mai bewundern wir die zahlreichen Blüten, die von Flieder, Rhododendren, Tulpen bis hin zur Apfelblüte reichen. Diese wunderschönen Blüten bieten nicht nur Insekten Nahrung, sondern sie bezaubern, und sie werden bewundert. Am Ende genießen wir die Früchte, die die Bäume tragen.
Unser Nutzgarten wächst von Jahr zu Jahr. Gerade während der Pandemie bietet sich das Gärtnern an. Wir sind an der frischen Luft, und haben mehr Zeit als sonst, da wir aufgrund der Umstände keine Menschen treffen. Freie Tage, die bei uns immer sehr selten waren, verbringen wir im Garten. Eigenes Gemüse, Salat und Obst zu ernten, und dann selbst zuzubereiten, gibt Zufriedenheit und Ruhe. Wenn man sich ein bisschen dafür interessiert, wie man Nahrungsmittel gut zubereiten kann, dann ist es eine Freude, dies selbst zu machen. Man weiß, was man isst.
Jetzt, nach den Pfingstfeiertagen, schreiben wir Ihnen ein update, über das, was uns derzeit bewegt:
1. Die Zahl der Neuinfektionen scheint tatsächlich zu sinken. Dies sprechen wir den Schutzmaßnahmen und deren Einhaltung zu. Die Impfquote selbst ist noch viel zu niedrig. Wir sind sehr erleichtert und wir sprechen all denen unsere Anerkennung aus, die sich daran beteiligen, diese Pandemie zu bekämpfen. Allerdings ist das noch nicht ausgestanden. Wir verlangen eine Anpassung an die Umstände, die die Pandemie uns beschert. Diese Anpassungen sind für alle unbequem, aber sie müssen sein. Der Nutzen, die Pandemie zu überstehen, ist größer, als das gewohnte Leben beizubehalten, koste es, was es wolle. Dazu gehört die Aufrechterhaltung der individuellen Schutzmaßnahmen, um die Inzidenzrate im Sommer so weit wie möglich zu senken.
2. Die Bundeskanzlerin setzt sich bei der WHO dafür ein, Vorbereitungen für zukünftige Pandemien zu treffen. Es werden weitere Pandemien auf uns zukommen. Eine Vorbereitung ist notwendig und sinnvoll.
- Dazu werden fünf Säulen benötigt:
- a) Ein weltweites Frühwarnsystem,
- b) ein Monitoring durch flächendeckende Sequenzierungen und ausreichende IT, die eine Automatisierung ermöglicht,
- c) Plattformen, die zügig Impfstoffe entwickeln und produzieren können, und
- d) Wirkstoffbanken der nächsten Generation für neue Medikamente, um auch das „Pathogen X“ der Zukunft bekämpfen zu können, wenn es so weit ist. SAJO bietet das an, wir sind weltweit Vorreiter auf diesem Gebiet durch unsere Schlüsseltechnologie. Und schließlich benötigen wir
- e) bei einer sich abzeichnenden Epidemie (die noch lokal begrenzt ist) nach der Frühwarnung eine weltweit agierende „Taskforce“ für eine koordinierte Aktion. Dazu gehört zunächst ein globaler Pandemieplan, der alle Maßnahmen aufweist, um eine Ausbreitung zu verhindern. Es braucht Politiker*innen, die dies unterstützen und durchsetzen. Absichtserklärungen reichen nicht. Hat sich ein Pathogen erst einmal ausgebreitet, kämpft die ganze Welt innerhalb von 24 Stunden damit – zuerst nichtsahnend, dann im Panik-Modus.
Neue Nachrichten aus der Wissenschaft:
Kürzlich wurden zwei neue Coronaviren entdeckt, in Patienten in Malaysia und in Schulkindern in Haiti. Der Ursprung der Pathogene war nicht bekannt. Jetzt weiß man aufgrund von Sequenzierungen, die das Erbgut entschlüsseln, dass eines dieser neuen Coronaviren aus dem Hund stammt, das zweite von Schweinen. Einige wenige Mutationen im Virusgenom haben dazu geführt, dass die Viren Menschen infizieren konnten. Die Krankheitssymptome waren wesentlich milder als bei SARS-CoV-2. Allerdings muss man diese zwei Berichte noch mit einer Prise Salz nehmen, denn einige wichtige Punkte sind noch ungeklärt. Für Virologen sind das interessante, aber nicht allzu überraschende Nachrichten. Jedoch ist dies ein weiterer Hinweis, wie schnell ein neues Pathogen aus dem Tierreich kommen kann.
Literatur zu Malaysia: https://academic.oup.com/cid/advance-article/doi/10.1093/cid/ciab456/6278597
Literatur zu Haiti: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.19.21253391v1
Neuigkeiten zu den neueren SARS-CoV-2-Mutanten:
Die erstmals in Indien aufgetretene Variante B.1.617 hat mittlerweile mehrere Subtypen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die sich am schnellsten in Großbritannien verbreitende Variante B.1.617.2 trägt zwei Mutationen (452R und 478K), die mit besserer Übertragung und möglichem Immun-Escape in Verbindung gebracht werden. Auf jeden Fall wird dies einen großen Einfluss darauf haben, wie sich die Pandemie in den kommenden Monaten entwickelt.
Gegen B.1.617.2 scheinen zumindest die Impfstoffe von BioNTech-Pfizer und von AstraZeneca nach der zweiten Impfdosis noch zu wirken.
Escape Varianten, die den Impfstoffen ausweichen, entwickeln sich sehr schnell. Das Virus verändert sich auch in der Effizienz der Übertragung. Erste wissenschaftliche Beobachtungen gehen von einer um 50 % höheren Transmissionsrate aus. Das ist beunruhigend. Inwieweit neue Varianten die Schwere des Krankheitsverlaufes beeinflussen, ist noch unklar.
Es sind Warnschüsse, die mit Verspätung in der Bevölkerung ankommen. Wir können nur warnen und wir können alle gemeinsam nur vorbeugen. Wenn dann am Ende manche Besserwisser aus fachfremden Gebieten aufschreien, weil eine Infektionswelle kleiner ausfiel als befürchtet, dann wissen wir, dass wir mit der Politik einen guten Job gemacht haben. Vorbeugen und Vorkehrungen treffen, das ist das Einzige, was bei dieser Pandemie hilft. Und wer bis jetzt die Dynamik dahinter nicht verstanden hat, wird es wohl nie verstehen. Die internationalen Nachrichten aus der seriösen Wissenschaft sind auf jeden Fall gemischt.
Gute Nachrichten kamen letzte Woche aus Qatar: Die Bevölkerung in Qatar wird derzeit mit dem BioNTech-Pfizer-Vakzin geimpft. Beobachtungen zeigen, dass der Impfstoff gegen alle derzeit dort kursierenden Virusvarianten (auch die berüchtigten britischen und südafrikanischen Varianten B.1.1.7 und B.1.351) sehr gut schützt.
Erneut unser Hinweis zur Impfung: Ein ausreichender Impfschutz ist erst zwei bis drei Wochen nach der zweiten Impfung gewährleistet, bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem! Ältere Menschen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder einer Erkrankung des Immunsystems werden einen Vollschutz NICHT erreichen. Hier wird nur ein gewisser Schutz vor schweren Erkrankungen erreicht.
Wir bekommen immer wieder Rückmeldungen von Menschen, deren Eltern oder Großeltern einen Tag nach ihrer ersten Impfdosis wieder Party machen wollen. Das ist nicht nur dumm, sondern auch generell sehr unsolidarisch. Viele Jüngere haben sich in der Pandemie solidarisch mit den gefährdetsten Personen, den Älteren verhalten. Das muss nun umgekehrt auch geschehen.
Wir müssen weiterhin aufmerksam bleiben und bitte richten Sie sich darauf ein: Ein Leben wie vor der Pandemie wird es so schnell NICHT geben, wenn Sie nicht Ihre Gesundheit und die Ihrer Nächsten und Ihrer Kontakte gefährden wollen. Die Pandemie ist erst beendet, wenn sie weltweit im Griff ist. Davon sind wir noch sehr weit entfernt. Im schlimmsten Falle kann es so weit kommen, dass Sie durch Ihre Auslandsreisen die Pandemie wieder lostreten.
Zum Abschluss noch eine Initiative, die wir unterstützen: Wir werben für die Initiative von Ferdinand von Schirach, der für eine Europäische Union der Menschen wirbt. Sein Büchlein „Jeder Mensch“ steht für eine Petition, die die Rechte der Europäer erweitert. Er benennt Werte, die für eine funktionierende Demokratie essentiell sind. Es sind 20 kleine Seiten, in denen Schirach auf den Punkt die jetzt notwendigen Ergänzungen europäischer Grundrechte nennt. Dieses Büchlein ist in seiner Kürze und Klarheit brillant. Wir haben die Petition unterzeichnet auf www.jeder-mensch.eu und wir werben in unserem Bekanntenkreis dafür. Wenn Sie wollen, dass sich die Europäische Union gut entwickelt und für Menschen und die Demokratie steht, dann lesen Sie es. Vergessen Sie nicht, zu unterzeichnen. Es ist ein Aufruf an unsere Politiker*innen in Brüssel zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Werte der Menschen und zu deren Schutz.
Liebe Leserinnen und liebe Leser, jetzt sind Sie wieder up-to-date, nicht nur virologisch, sondern auch mit anderen Themen, die uns bewegen. Politik in einer Demokratie ist für alle da. Wir mischen uns nicht in andere Fachgebiete, aber wir erlauben uns, Diskussionen anzuregen. Außerdem stehen wir für demokratische Werte und für Menschenrechte und wir stehen für Gleichberechtigung und für eine bessere, gerechtere und gesündere Erde. Eine Utopie? Nein, ein ewig andauernder Kampf.
Unsere Empfehlung: Bitte halten Sie alle Schutzmaßnahmen aufrecht. Das bedeutet: Großen Abstand einhalten, FFP2-Masken tragen, dort, wo kein ausreichender Abstand eingehalten werden kann (im Freien und in Gebäuden), und Räume ausreichend quer lüften. Bitte reisen Sie nicht in Zeiten einer Seuche. Denn vielleicht haben Sie einen blinden Passagier dabei.
Passen Sie auf sich auf! Bleiben Sie gesund! Infizieren Sie sich nicht! Tragen Sie das Virus nicht weiter! Und vor allem, vergessen Sie nicht Ihren Humor. Mit Humor und Gelassenheit schwingt man besser und angenehmer durch den Tag!
Ihre Sabine und Jörg
SAJO berät rund um Infektionskrankheiten. Wir wenden unser Wissen an, das wir aus der Infektionsforschung über mehr als 20 Jahre international erarbeitet haben. Wir tun, was wir können, um diese Pandemie zu bekämpfen.
SAJO – für eine gesündere Welt und bessere Zukunft!
Blog post No. 177. Unser Blog erfährt eine breite Akzeptanz, was uns sehr erfreut, wir teilen gerne unser Wissen. Einzelne Beiträge und Inhalte werden von zahlreichen anderen übernommen, auch von vielen Medien. Wir haben noch gelernt, wie man richtig zitiert, und es würde uns umgekehrt auch erfreuen. Außerdem: Bitte empfehlen Sie unseren Blog weiter – ein informatives Werkzeug im Kampf gegen Pandemien.
(Hinweis: Wir sind keine Mitglieder politischer Parteien oder Religionsgemeinschaften oder von Vereinen. Unabhängigkeit, Souveränität und Freiheit sind für uns ein wichtiges Gut. Wir beraten auf unserem Blog rein wissenschaftlich, ohne eigene Interessen und ohne Interessenskonflikt, also uneigennützig. Wir werden dafür nicht bezahlt.)
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