Suche

PANDEMIE und ÖKONOMIE – ein explosives Gemisch

28. März 2020

Auf die Pandemie gibt es weltweit zwei extreme Reaktionsmuster von Regierungen:

Die einen gehen mit massiven Restriktionen gegen die Verbreitung des Virus vor. Dazu gehören totalitäre Regierungen wie China, aber auch Demokratien wie Südkorea, Taiwan und Indien.

Auf der anderen Seite gibt es Regierungen, die nach dem Laissez-faire Prinzip handeln. Dazu gehören Brasilien, Schweden und bis letzte Woche Großbritannien.

Die Bundesregierung hat einen Mittelweg angestrebt. Auch hier sind die Maßnahmen für den Einzelnen und für die Wirtschaft spürbar. Gleichzeitig können diese Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegriffen haben. Zur Erinnerung: Die Verbreitung des Virus erfolgt logarithmisch und gleichzeitig ist die Inkubationszeit mit bis zu 14 Tagen relativ lange. Sollten die Maßnahmen tatsächlich zu einem Rückgang der Infektionen führen, dann wird dies erst nach ein paar Wochen messbar sein. Trotzdem fordern viele Ökonomen bereits jetzt eine Lockerung der Restriktionen. Wir verstehen das nicht! Die Ökonomie beruht auf Zahlen. Wir würden erwarten, dass Ökonomen ein mathematisches Grundverständnis haben.

Wir haben momentan zwei mögliche Szenarien zu erwarten:

  1. Die Restriktionen bleiben so lange erhalten, bis ein spürbarer Rückgang an Neuinfektionen zu verzeichnen ist. Erst dann wird über eine schrittweise Lockerung dieser Maßnahmen beschlossen. Dieses Szenario ist mit zugegebenermaßen starken, schmerzhaften Einschnitten verbunden. Dies betrifft sowohl die Gesellschaft als auch die Wirtschaft. Vor allem kleine Unternehmen und Selbstständige werden davon stark betroffen. Hilfen vonseiten der Regierung sind hier absolut notwendig, doch leider sind sie noch nicht von einem bürokratischen Überbau befreit. Das muss verbessert werden. In diesem Szenario wird es folglich zu einem wirtschaftlichen Einbruch kommen.
  2. Dem Aufruf vieler Ökonomen, die Restriktionen jetzt zu lockern, wird nachgekommen. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben läuft weiter wie bisher, das Virus verbreitet sich logarithmisch in der Bevölkerung (in allen Altersgruppen!), Millionen Menschen werden erkranken, viele werden nicht mehr zur Arbeit gehen können, und zehntausende Menschen werden in kürzester Zeit die Notaufnahmen fluten. Ärzte und medizinisches Personal, Pflegerinnen und Pfleger, sowie zahlreiche sicherheitsrelevante Einrichtungen (Polizei, Feuerwehr usw.) werden mit signifikanten Personalausfällen konfrontiert. Wenn z.B. Krankenhäuser mit Coronavirus-Patienten überfordert werden, gleichzeitig medizinisches Personal ausfällt, dann werden die Krankenhäuser auch ihrer jetzt schon schwierigen Versorgung von Patienten mit Krankheiten aller Art nicht mehr nachkommen können. Dies wird einen Schneeball-Effekt zur Folge haben, wenn Millionen von Arbeitnehmer/innen nicht mehr zur Arbeit gehen können.

–> Hier unsere Frage an die Ökonomen unter Ihnen: Welches der beiden Szenarien wird zu einem größeren wirtschaftlichen Verlust führen?

Ein kleiner Hinweis:

Szenario 1: Die Wirtschaft läuft mit angezogener Handbremse.

Szenario 2: Die Wirtschaft wird kurzzeitig ohne Handbremse weiterlaufen und dann gegen eine Betonmauer fahren.

Noch ein Wort zur Altersdiskriminierung und Bewertung von Personengruppen:

In einer Demokratie zählt jedes Leben gleich viel. In der Ökonomie gilt ein Mensch, der in Rente ist, nur noch als wirtschaftlicher Belastungsfaktor. Die vorher erbrachte Lebensleistung wird in ihre Rechnung nicht einbezogen. Wir halten das für zynisch und undemokratisch.

Doch auch diese Pandemie wird irgendwann enden. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass die nächste Pandemie bereits im Tierreich auf uns wartet. Es ist lediglich eine Frage der Zeit. Deshalb wäre nun die Zeit gekommen, sich global auf zukünftige Katastrophen vorzubereiten. 

Eine Naturkatastrophe hat die Dinosaurier vom Planeten gefegt. Überlebt haben die Tiere, die eine große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gezeigt haben. Die augenblickliche Pandemie gibt uns einige Lektionen, wie wir unser Verhalten (als globale Wirtschaft, als Gesellschaft, und auch als Individuen) verändern müssen, um zukünftigen Herausforderungen nicht wieder hilflos gegenüberzustehen.

Bleiben Sie informiert und aufmerksam,

Sabine und Jörg