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VERHINDERT EINE QUARANTÄNE DIE VERBREITUNG VON COVID-19?

Die kurze Antwort lautet: Ja und nein. Die lange Antwort lautet: Es hängt davon ab.

Was bedeutet eine Quarantäne? Eine Quarantäne ist die Abschottung infizierter Personen vom Rest der Bevölkerung. Dies kann von Behörden und Regierungen durchgesetzt werden, wie es momentan in China geschieht. Eine Quarantäne kann auch durch einen freiwilligen Rückzug aus dem öffentlichen und sozialen Leben geschehen. Ziel ist es in beiden Fällen, die Verbreitung einer Infektionskrankheit zu verhindern.

Wann macht eine Quarantäne Sinn? Sie macht Sinn, wenn die Infektionskrankheit durch Tröpfcheninfektion oder engen Körperkontakt (zum Beispiel mit Patienten/innen mit einer hämorrhagischen Erkrankung) verbreitet wird. Sie macht Sinn, wenn die Krankheit erst dann verbreitet wird, nachdem Symptome aufgetreten sind. In solchen Fällen können Patienten/innen isoliert werden, bevor sie den Erreger verbreiten. Diese Maßnahme war erfolgreich bei den Ebola Ausbrüchen der letzten Jahre auf dem afrikanischen Kontinent. Ebola verursacht einen rapiden Krankheitsverlauf, die Patienten/innen erkranken schwer, bevor sie das Virus verbreiten können. Wird ein Krankheitserreger bereits vor dem Auftreten von Symptomen verbreitet, dann hat eine Quarantäne wenig oder gar keinen Effekt.

Zusammengefasst, um eine Infektionskrankheit erfolgreich einzudämmen, muss eine Quarantäne verhängt werden, bevor Patienten/innen das Pathogen verbreiten können. Bei COVID-19 war das leider nicht der Fall. Die drastischen Maßnahmen der chinesischen Behörden mögen die Verbreitung verlangsamen, werden sie aber nicht verhindern.

Die Verlangsamung einer Verbreitung bei gleichzeitig früher Warnung gibt anderen Regionen und Ländern die Möglichkeit, sich auf die kommende Epidemie vorzubereiten.

Bei Personen, die aus betroffenen Regionen anreisen und mit dem Krankheitserreger eventuell in Berührungen gekommen sein könnten, ist es sinnvoll, eine Quarantäne zu verhängen. Dies wird bereits in verschiedenen Ländern durchgeführt.

Kritisch ist hier der Einfluss auf die Gesellschaft. Werden Quarantänen in Betracht gezogen, kann dies leicht zu Panik führen. Viele Leute werden so schnell wie möglich aus den betroffenen Gegenden entkommen wollen, wobei manche bereits den Erreger in sich tragen. Ein weiterer Aspekt ist das menschliche Bedürfnis, eine mögliche Infektion zu verschweigen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Krankheit mit einem Stigma behaftet ist. Aus diesen Gründen ist eine groß angelegte Quarantäne eine drastische Maßnahme, die wohl überlegt sein will. Ansonsten kann sie mehr Schaden als Nutzen verursachen.

Dies bringt uns zur Quarantäne eines Kreuzfahrtschiffes. Der Fall erinnert uns an die klassische Quarantäne: Sie war eine häufige Maßnahme während der Pest-Epidemien in Europa. In dieser Zeit war Venedig eine Wirtschaftsmacht. Die Grundlage des venezianischen Erfolgs und Reichtums war der Handel mit vielen Ländern. Schiffe aus der gesamten bekannten Welt liefen Venedig an. Mit dem Wissen, dass die Krankheit erst nach Wochen ausbrach, wurde der Venezianische Hafen für Schiffe aus Pest-befallenen Regionen geschlossen. Diese Schiffe mussten für eine Dauer von 40 Tagen (daher der Begriff Quarantäne) auf See ankern, bevor sie in den Hafen einlaufen duften. In vielen Fällen war nach dieser Zeit die gesamte Mannschaft infiziert. (Zur damaligen Zeit war nicht bekannt, dass die Pest von Flöhen übertragen wurde, die wiederum von Ratten verbreitet wurden, die ebenfalls auf den Schiffen waren.) Die Pest war eine der tödlichsten Krankheiten in der Menschheitsgeschichte, 30 % der europäischen Bevölkerung wurde durch die Epidemien getötet. Verglichen mit solchen Zahlen ist der augenblickliche Coronavirus-Ausbruch keine solche Bedrohung.

Tausende Menschen auf einem Kreuzfahrtschiff zu internieren, war ein Fehlentscheidung. Gemeinsam genutzte Einrichtungen, Klimaanlagen und Lüftungen, mangelnde hygienische Maßnahmen, führten dazu, dass hunderte Reisende infiziert wurden. Glücklicherweise resultiert COVID-19 in den meisten Fällen in einem milden Krankheitsverlauf.

Passen Sie auf sich auf!

Sabine und Jörg