…ein ausführliches Interview unseres rasenden Reporters Nixus Minimax, geführt am 14. Januar 2022, in drei Teilen.
Teil II, publiziert am 18. Januar 2022
Der SAJO Blog bietet seit Februar 2020 einen Leitfaden mit aktuellen Informationen und Empfehlungen zur SARS-CoV-2 Pandemie.
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Willkommen zurück zum zweiten Teil unseres Interviews!
In Teil I ging es um aktuelle Themen rund um die Impfstoffe. Teil II wird mehr über das Virus bringen, das Für und Wider einer Impfpflicht, und darüber, wie mehr Menschen überzeugt werden können.
Nixus Minimax: Sabine und Jörg, was ist das Problem bei diesem Virus?
Sabine & Jörg: Coronaviren waren früher dafür bekannt, dass sie sich nur langsam verändern. Die Elemente, die für Stabilität im Virus sorgten, sind aber in diesem neuen Virus nicht vorhanden. Es kann sich viel schneller verändern, wie wir ja live miterleben können.
Dies hat dem Virus auch dazu verholfen, die Artenbarriere ohne Weiteres zu überschreiten. Das bedeutet, dass das Virus zwischen Menschen und vielen verschiedenen Säugetierarten hin und her springt, wenn es die Möglichkeit dazu hat. Der ACE2- Rezeptor, den das Virus benutzt, um Zellen zu infizieren, ist auch bei Tieren vorhanden. Damit ist das Virus mit vielen verschiedenen individuellen Immunsystemen konfrontiert, und kann sich schnell anpassen und den Schutz durch das Immunsystem überkommen. Als Vergleich: Man könnte es als „Parcours“ bezeichnen. Die Hindernisse stellt das Immunsystem. Das Virus lernt, die Hindernisse zu umlaufen.
All diese Gegebenheiten führen dazu, dass sich dieses Coronavirus rasend schnell verändert, bzw. schon viele Varianten irgendwo existieren.
Einige davon werden es schaffen, sich wieder weltweit zu verbreiten, vom Menschen aus, und auch vom Tier aus, und überall dort, wo Mensch und Tier eng zusammentreffen oder leben. Beispiele dafür sind Tierpfleger*innen, Tierärzt*innen, Jäger*innen, Waldarbeiter*innen, und alle die Menschen, die Haustiere haben, die sich auch in der Natur bewegen. Letzteres birgt ein großes Potential an Zoonosen.
Das haben auch die chinesischen Behörden erkannt. Nach drei Infektionsfällen in einer Zoofachhandlung in Hong Kong wurden dort mehrere Hamster, die aus den Niederlanden importiert worden waren, als Träger von SARS-CoV-2 identifiziert. Aus Angst vor einer Tier-Mensch-Übertragung sollen nun alle 2000 Tiere getötet werden. Berichtet haben die Washington Post und die South China Morning Post: https://www.scmp.com/news/hong-kong/article/3163775/coronavirus-hong-kong-leader-worried-about-community-outbreak?module=lead_hero_story&pgtype=homepage
Die chinesischen Behörden gehen keinerlei Risiko ein, schließlich ist ein großer Teil der Bevölkerung ungeimpft und durch die Null-COVID-Strategie gab es fast keine Infektionen. Im Februar starten dort die Olympischen Winterspiele.
Natürlich kommt hier wieder der politische Reflex ins Spiel. Das Virus kommt aus dem Ausland! Ein weiteres Beispiel ist die panische Reaktion auf einen positiven PCR-Test eines Briefes aus Kanada. Seither werden alle Sendungen aus dem Ausland desinfiziert. Das ist eine völlige Überreaktion, ein Virus, das wochenlang auf einem Karton lag, ist lange inaktiviert. Doch zurück zum Thema:
In unseren Augen ist der GAU der Übertragungsweg, den dieses Virus mit immer neuen Varianten nutzt, um sich zu verbreiten: Über die Luft, um es genau zu sagen über Aerosole in der Luft.
Zum Vergleich möchten wir HIV anführen. Wir arbeiten seit 2000 an HIV mit vielen namhaften Kolleginnen und Kollegen in den USA. HIV generiert und forciert viele Mutationen, wenn es sich vermehrt. In einem einzigen Patienten oder einer Patientin findest Du eine Vielzahl verschiedener HIV-Varianten. Anhand dieser Varianten konnten unsere Kolleg*innen in den USA nachvollziehen, wo das Virus erstmals übertragen wurde und sich von dort aus verbreitet hat. Der Übertragungsweg bei HIV ist aber kontrollierbar. HIV wird durch Körperflüssigkeiten übertragen, wenn die Viruslast im Körper hoch ist. Dazu gehören sexuelle Interaktionen und die Übertragung durch Blut.
SARS-CoV-2 verbreitet sich durch die Luft, und wird in dieser Hinsicht immer effizienter, und unkontrollierbarer. Es reicht eine infizierte Person, die diese Luft mit Virus beatmet, und es ist eine Frage der Zeit, bis sich alle in einem geschlossenen Raum infiziert haben, wenn keine entsprechende Filtereinheit (oder eine FFP2- Maske) den Übertragungsweg unterbricht.
N. Minimax: Wie steht Ihr zu einer Impfpflicht gegen SARS-CoV-2?
SAJO: Es gibt Punkte, die dafür und dagegen sprechen.
Wir können unseren Gesundheitsminister sehr gut verstehen, dass er nicht wieder diese leidige, sich immer wiederholende Diskussion führen möchte, jeden Sommer bzw. Herbst die Menschen für eine Impfung mobilisieren zu müssen, wohlwissend, dass eine neue Welle auf uns zurollt. Es ist eine ermüdende und erschöpfende Kraftanstrengung. Aus dieser Sicht sind wir für eine Impfpflicht. Wenn der organisatorische Ablauf einmal steht, wäre es einfach, diesen aufrechtzuerhalten für die kommenden Jahre.
Berufsgruppen, und das haben wir bereits mehrmals auf unserem Blog geäußert, die viel mit Menschen zu tun haben, sollten einer Impfpflicht unterliegen, ab sofort. Dazu gehören Berufsgruppen in den Gesundheitsbereichen, in den Ausbildungsbereichen, Kinderbetreuung, in der kritischen Infrastruktur des Landes, auch unsere Politiker*innen, alle, die dort verkehren, auch das Servicepersonal, und alle, die mit vielen Menschen persönlichen Kontakt pflegen (müssen). Wir würden auch die Berufsgruppen einschließen, die viel Umgang mit Tieren haben (müssen).
Gegen eine allgemeine Impfpflicht spricht, dass eine PFLICHT die Bevölkerung immer mehr spaltet, und eine Minderheit sich radikalisieren wird. Eine Impfpflicht wird zu weiteren Ausschreitungen und zu Unruhen führen, und die Sicherheit des Landes unter Umständen gefährden. Wir beobachten diesen Zustand mit großer Sorge.
Eine allgemeine Impfpflicht würde Europa, nicht nur Deutschland, und weitere Länder, vor eine logistische Herausforderung stellen. Es muss ausreichend Impfstoff vorhanden sein, und dieser Impfstoff muss auch in die Arme kommen, also zu den Menschen. Arztpraxen waren im letzten Jahr bereits überrannt, Impfstoffe waren ausverkauft, oder nicht lieferbar. Es war ein großes Chaos in der Vergangenheit, und ein Totalversagen in Logistik und Organisation. Hier liegt die Herausforderung derzeit, in der Organisation und in der Umsetzung.
Gegen eine allgemeine Impfpflicht spricht auch, dass es darauf hinauslaufen wird, dass sich jedes Individuum nach 3 Monaten boostern lassen muss, was den Druck auf die Logistik, die Organisation, die Ärzt*innen, die Menschen noch einmal erhöht. Der Impfstoff muss auch in diesen Mengen produziert werden, das ist auch eine Herausforderung. Bei letzterem Punkt sehen wir ein lösbares Problem, denn die Regierung wird das durch weitere Steuergelder, wie bereits 2020, unterstützen. Wettbewerbsverzerrungen stehen im Krisenmodus im Hintergrund, wie alle anderen Firmen gesehen haben. In unseren Augen war das nicht richtig. Wir sind selbst Unternehmer. Es hat den Markt verzerrt.
Du siehst, dass die Impfung eine große Errungenschaft ist, und immer bleiben wird, sie wird auch weiterhin benötigt, und muss auch weiterentwickelt werden, jedoch bringt sie in dieser Pandemie nicht den so erhofften Ausweg. Sie wird durch Escape-Varianten immer weniger wirken und sie vermittelt nur für 3 bis 4 Monate mit einem hohen Bollwerk an Antikörpern einen Schutz.
Die Erwartungen eines langanhaltenden Schutzes, und mit einer Effektivität zu 100 %, auch vor einer Ansteckung, können die Impfstoffe, die immer im Nachhinein erst entwickelt werden können, nicht bieten. Diese Impfung schützt 3-4 Monate lang zu einem hohen Prozentsatz vor einem schweren Verlauf, wird uns aber nicht VOR eine Welle bringen können.
Wir verstehen, dass Wunschdenken und Hoffnung und Verzweiflung um sich greifen, doch sollte man realistisch bleiben.
Vor eine Impfpflicht gehören Aufklärung und Information, und zwar im großen Stil. Wir vermissen Werbung. In den 80er und 90er Jahren gab es bundesweit massive Kampagnen. Erinnerst Du Dich an „Gib AIDS keine Chance“ oder „Keine Macht den Drogen“? Eine solche flächendeckende Werbung auf allen Kanälen fehlt in Bezug auf SARS-CoV-2 Impfungen. Wo sind die Prominenten, die sich mit einem breiten Lächeln impfen lassen? Wir mussten nachsehen, ob es die BZgA überhaupt noch gibt! Aus dieser Richtung hören wir rein gar nichts.
Eine weitere Möglichkeit hätten die Krankenkassen. Sie versenden jedes Jahr an alle ihre Beitragszahler/innen Post mit dem Aufruf, einen Organspendeausweis auszufüllen. Jedes Jahr erhalten wir Post mit Informationen zu Präventionsprogrammen gegen Krebs, aber auch für sportliche Aktivitäten, die von den Kassen unterstützt werden. Hier könnten die Krankenkassen einen Brief mit einem Aufruf zum Impfen beilegen. Am besten gleich mit den nächstgelegenen Praxen und Impfzentren. Die Kassen sollten doch ein finanzielles Interesse an möglichst vielen Impfungen haben. Schließlich müssen sie am Ende für die Intensivbehandlungen bezahlen, auch Long-COVID wird für die Krankenkassen langfristig ein Problem werden.
Wenn auf allen Kanälen geworben wird, dann werden auch mehr Menschen Impftermine wahrnehmen. Dann braucht es keine Impfpflicht. Impfen ist cool und Impfen rettet Leben!
Ein weiterer Vorschlag wäre, den Geimpften, die ihrer Krankenkasse einen Nachweis erbringen, einen attraktiven (!) Preisnachlass anzubieten. Und die, die immer noch ungeimpft sind, dürfen eine Preissteigerung bezahlen. Das wäre unser Vorschlag.
N. Minimax: Habt Ihr beide Euch impfen lassen?
Sabine und Jörg: Auf jeden Fall. Diesem Virus möchte man ohne Schutz nicht begegnen, denn wir wissen nicht, wie wir aus einer Infektion herauskommen würden. Und das ist unabhängig vom Alter, es ist nur realistisch.
Wir sind mit vollem Impfschutz in den Herbst (BioNTech/Pfizer und Moderna). Und wir werden uns auch boostern lassen.
Ganz unabhängig davon tragen wir in Räumen, außer zuhause und im Homeoffice, permanent und konsequent FFP2-Masken. Im Freien halten wir zwei Meter Abstand, bei Wind und Wetter.
Außerdem vermeiden wir Reisen und riskante Situationen, wie in Restaurants, und viele andere.
N. Minimax: Das war Teil II des Interviews mit Sabine und Jörg, zwei Infektionswissenschaftlern. Lesen Sie morgen Teil III, wie man die Pandemie bekämpfen kann, oder ob man sie an diesem Zeitpunkt nicht bekämpfen sollte. Stay tuned, Euer Nixus Minimax, der rasende Reporter.
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